Was ist das für ein irre schöner Tag im Wipptal. Weit und breit keine Wolke, die Temperatur rast an der 20°C Marke vorbei und Motor- und Rennradfahrer schlängeln sich über die Brennerbundesstraße Richtung Süden.
Nachdem ich meine schneeweißen Füsse und meinen Allerwertesten in die Radlhose gezwängt habe, schnappe auch ich mir mein Trek MTB und ab geht’s ins Tal der Liebe, nach Navis auf die Stöcklalm. Von Matrei am Brenner (993 m) geht’s weiter nach Statz, anschließend nach Mühlen, wo auch die Komps das Wetter ausnützen und ihr Feld mähen. Der Duft nach frisch geschnittenen Gras füllt meine Nasenhöhlen bevor ich entlang des Naviserbachs im Schatten des Waldes die breite Forststraße weitertrete.
Vorbei geht’s unterhalb unseres jahrhundertealten Bauernhauses, dem Keidler, Richtung Sportplatz.
Nach rund 40 min erreiche ich dann Downtown Navis (1.340 m) und gönne mir beim Brunnen einen Schluck Wasser. Weiter geht’s durch die Steinschlaggallerie Richtung Parkplatz Naviser Hütte. Nun beginnt das steilste Stück der Strecke, dennoch nicht zu schwierig zu fahren. Wo im Winter einst, als die Naviser Hütte noch geöffnet hatte, täglich hunderte Rodler ihre Kuven in die Kurven pressten, radle ich nun, nur begleitet von einer handvoll Wanderer nach oben.
Vorbei an mehreren kleinen Bächen, immer wieder angenehm kühl zwischen den Bäumen hindurch, erreiche ich nach rund 35 min die Naviser Hütte (1.787 m) – leider ist diese nach acht Jahren Pause nur noch eine Ruine; Risse spalten das Haus mehrmals, der Verputz bröselt ab und die einstige Terrasse mit grandiosen Panorama verwildert.
Aber es gibt Hoffnung: im Sommer 2011 soll sie wieder aufsperren. Danke Martin!
Nach einen kurzen Smalltalk über Gott und die Welt mit drei deutschen Wanderern, welche schon seit 22 Jahren jedes Jahr nach Navis kommen, sattle ich mein Bike noch ein allerletztes Mal und „gönn“ mir den Schlussanstieg. Ich muss aufpassen, dass sich meine heraushängende Zunge nicht in den Speichen verfängt, dennoch ist das Ziel, die Stöcklalm (1.880 m) nach ein paar Minuten erreicht. Erleichtert bewege ich meinen in der Zwischenzeit schmerzenden Hintern in die Küche, bestell mir Schnaps, Bier Hollersaft und Kasknödel und genieße die Aussicht; raus aus Navis fixieren meine Augen die Stubaier Alpen, von den Schlicker Kalkegel, über die Serles, dem Kirchdach, dem Habicht bis hin zum Zuckerhütl und dem Feuerstein.
Einfach irre. Diese Ruhe. Schon wieder. Diese Berge. So nahe von mir. Nur einen Steinwurf vom Parkhotel Matrei. Keine breitgetretenen Touristenpfade, sondern Tirol wie aus einem Bilderbuch.
Dein Florian Obojes | Gastgeber im Parkhotel Matrei