Nun bin ich dieses Jahr schon huntertausendmal ins Navistal geradelt und habe fast ganz vergessen, wieviele schöne, tolle, andere Seitentäler wir noch im Wipptal haben:
Egal ob unser bekanntes Stubaital, das traumhaftere, weniger touristische Gschnitztal, das idyllische Obernbergtal, das einsame Venntal, das geschützte Valsertal, das bald zugeschüttete Padastertal mit einer tollen Alm auf rund 1.600 m, das verliebte Navistal oder das besonders hübsche Schmirntal.

Von St. Jodok, zwischen Steinach und Gries am Brenner gelegen, geht’s Richtung Osten – zuerst entlang einer kurvenreichen Straße , vorbei an der Abzweigung Vals. Nach ein paar Minuten gelangt man zur oberhalb des Lorleswald gelegenen Muchensiedlung, welches ein Indiz dafür ist, dass Schmirn von der Endsiedlung nicht betroffen ist. Von hier aus kann man Sommer wie Winter wunderbare Touren Richtung Ottenspitze (2.179 m) unternehmen.

Weiter geht’s Richtung Rohrach City, Aue, Anrtitt und Egg, wo die Bewohner nicht nur jahrhunderte alte Bauernhäuser und perfekt gemähte und gepflegte Wiesen geschaffen haben, sondern wo auch ein ganz besonderer Mensch lebt.
Gleich dahinter befindet sich Downtown Schmirn; dort spielt sich auch das kulturelle Ortsleben ab. Neben der Kirche, welche 1757 von Franz de Paula Penz erbaut wurde und mit schwungvollen Rokokostukkaturen und großartigen Fresken geschmückt ist, befinden sich hier noch der Fussballplatz, das neue Gemeindezentrum mit Veranstaltungssaal, die Post, ein Lebensmittelgeschäft und der Musikpavillon.
Weiter geht’s Richtung Toldern, traumhaft schön gelegen am Eingang des Wildlahntales. Nicht nur hier finden sich die Namen Riedl, Eller, Auer und Mader auf den Briefkästen wieder, sondern im ganzen Tal sind diese Familiennamen das Fundament für ein funktionierendes und harmonierendes Zusammenleben. Was man jedoch nur in Toldern findet, ist einerseits der traumhafte Blick auf den Olperer (3.476 m) und den Fußstein (3.380 m), den tollen Kräutergarten von Monika Lutz, die über zweinhundert Jahre alte Stocksteinmühle von Georg Früh, die Wallfahrtskirche Kalte Herberge und die Tatsache, dass das US-Männer-Skiteam zwei Saisonen lang ihr Europaquartier hier hatte.

Das Wildlahntal ist auch Ausgangspunkt für traumhafte und unvergessliche Touren, Sommer wie Winter, nicht nur auf die oben erwähnten Berge, sondern auch die Geraer Hütte (2.324 m), die Schoberspitzen (2.602 m), die Hohe Warte (2.687 m) oder den Kleinen Kaserer (3.093 m).
Weiter geht’s durch die erst in den letzten Jahren erbaute Lawinengallerie, welche erahnen lässt, was für Naturgewalten in diesem so grandiosen Tal noch herschen. Nach insgesamt 14 km erreicht man den Weier Kasern auf 1.625 m. Still ist es hier, sehr still. Außer man ist im Spätwinter hier und beobachtet wie die Lawinen in der Kluppe oder vom Jochgrubenkopf (2.453 m) ins Tal donnern. Oder wenn im Sommer dann die Mountainbiker über Tuxer Joch (2.338 m) ins Tal brettern, welches auch eine TransAlp Route ist. Aber es ist auch Ausgangspunkt für Touren auf den vorhin schon erwähnten Jochgrubenkopf (2.453 m – bitte immer auf sichere Schneeverhältnisse auch. Außer im Sommer natürlich), den Fischers Napf (2.493m), die Hornspitze (2.650 m) oder das Naviser Kreuzjöchl (2.536m ).
Nach einer Einkehr im Gasthaus Kasern (sehr gute Wiener Schnitzel) oder im Gasthaus Olpererblick (tiptop Schlutzkrapfen) in Toldern fährt man wieder fasziniert von dieser Kulturlandschaft, beeindruckt von der Schönheit und erholt von der Stille retour.
Weit und breit kein Hotel, keine Skibusse, keine Animateure, keine Apres-Ski-Bar.
Auch das ist Tirol.
Dein Florian Obojes | Gastgeber im Parkhotel Matrei