Was? Jetzt schon? Spinnt denn der Obojes komplett? Nein, nein, komplett nicht. Nur wenn ich jetzt gerade so aus dem Fenster schau, das Thermometer sich im einstelligen Bereich einfindet und man in drei Monaten schon wieder die ersten Skitouren in Angriff nehmen kann, dachte ich mir, ich kann gleich über eine Einsteigerskitour schreiben.
Der Sattelberg in Gries am Brenner war ein legendäres, kleines Skigebiet mit gerade einmal vier Liften und einem Gastronomiebetrieb, der Sattelalm der Familie Nagele.
Im Laufe der Zeit konnte sich aber dieser Geheimtip nicht mehr über Wasser halten, trotz der guten Naturschneelage am Brennerkamm und dem unermüdlichen Einsatz der Familie Nagele. Veraltete Lifte, eine kleine Beschneiungsanlage und zu wenig Parkplätze waren dann im Jahr 2005 ausschlaggebend, dass der Betrieb nicht mehr wirtschaftlich geführt werden konnte und schließlich eingestellt wurde.
Seitdem hat sich der Sattelberg zu einem Skitourengehereldorado gemausert. Besonders wochenends ist es fast schon unangenehm mit hunderten anderen Tourengehern in einer Kolonne nach oben zu steigen.
Aber ich habe es besser erwischt: Ein traumhaft schöner Wintertag erstreckt sich übers Wipptal; am Parkplatz stehen nur wenige Autos. Ich beschließe mit meinem Special Friend nicht die frühere Piste nach oben zu gehen, sondern die idyllischere Waldroute. Von der ehemaligen Talstation aus gehen wir über die Nederer Wiesen im Zik-Zak nach oben. Wir erreichen den Waldrand und stapfen durch den frischen Schnee weiter, erreichen eine Lichtung und wenig später queren wir die Rodelbahn.

Nun beginnt das steilste Stück der Tour; in kurzen Quergängen; immer wieder durch dichten Jungwald geht es rund 20 Minuten weiter Richtung Gipfel. Wir erreichen den Weg, welcher den Niedererberg mit dem Sattelberg verbindet und folgen diesem rund 10 min. Recht steil geht’s weiter; aber nur wenige Kehren, dann wieder flach, fast schon kitschig schön ist es hier auf rund 1.800 m. Die Bäume sind eingehüllt in einem weißen Mantel; manch einer scheint erdrückt zu werden von der Schneelast. Wenig später dann ist die Waldgrenze in Sicht. Tonnenweise türmt sich der Schnee in den Hängen auf; gefährlich hängt er in den Wächten des Niedererberges.

Der Blick geht Richtung Olperer, Kraxentrager und Wolfendorn, welche wie in Zuckerglasur gedunkt in den blauen Himmer ragen. Mein Special Friend muss aufpassen, dass sie nicht mit dem Fell über ihre Zunge fährt. Nach einer kurzen Verschnauffpause geht’s weiter über einen schönen, etwas abgeblasenen Grad zum Gipfel, welchen wir nach rund zwei Stunden erreichen.
Diese Strecke ist zwar etwas weiter als der Normalweg über die Piste, dafür aber ungemein schöner und ruhiger. Wir genießen nochmals die Aussicht, ziehen die Felle ab und runter geht’s zuerst durch den Tiefschnee, dann rauf auf die Piste, um in der Sattelalm Hirtenmakkaroni und Kasknödelsuppe zu essen und bestens bewirtet zu werden.
Lange dauert’s nicht, dann steht auch in diesem Jahr die erste Tour wieder an.
Dein Florian Obojes | Gastgeber im Parkhotel Matrei